SCHACH-WM 2018: Magnus Carlsen vs. Fabiano Caruana

Vom 9.-28. November 2018 fand in London die WM 2018 zwischen den zur Zeit besten beiden Schachspielern der Welt statt. Der Wettkampf über zwölf Runden endete 6:6 unentschieden, wobei alle zwölf Partien mit einem Remis endeten.

 

Nach der ELO-Wertung sind beide fast gleich stark: 

Der norwegische Weltmeister Magnus Carlsen hat aktuell eine ELO von 2835,

sein Herausforderer Fabiano Caruana aus den USA geht mit ELO 2832 ins Rennen.

 

Erst im Tiebreak konnte Magnus Carlsen in Schnellschach-Partien seine Stärken aussspielen, gewann 3:0 und verteidigte damit seinen Titel.

 

Und so wird der Weltmeister der Herren ermittelt:

Gespielt werden zwölf Partien, nach jeweils zwei Spieltagen folgt ein Ruhetag, ehe es weitergeht.  Vor der letzten Partie gibt es einen weiteren Ruhetag. Wer zuerst 6,5 Punkte hat, ist Weltmeister. Magnus Carlsen führt den Titel seit 2013. Der Sieger des Wettkampfs erhält ein Preisgeld von einer Million Dollar. Sollte es nach zwölf Partien 6 : 6 stehen, gibt es einen Tiebreak. Dieser Fall ist jetzt eingetreten!

 

Die Bedenkzeit beläuft sich in den zwölf Langpartien pro Spieler auf 100 Minuten für 40 Züge,

für weitere 20 Züge stehen danach 50 Minuten pro Spieler zur Verfügung

und dann gibt es noch einmal 15 Minuten für jeden Spieler für den Rest der Partie.

 

Und so sieht der Tiebreak aus:

Zuerst werden vier Schnellschachpartien gespielt mit 25 Minuten Bedenkzeit pro Spieler

und einem Inkrement von 10 Sekunden pro Zug.

Wer danach in Führung liegt, ist neuer Weltmeister.

 

Nur wenn es dann 2:2 gestanden wäre, wäre es noch weitergegangen:

Und zwar mit fünf Blitzrunden mit Hin- und Rückspiel, also insgesamt 10 Blitzpartien

à 5 Min. Bedenkzeit pro Spieler plus 3 Sek. Inkrement pro Zug.

Zu diesem Blitz-Marathon kam es nicht mehr.

 

Und wenn immer noch keine Entscheidung da gewesen wäre ???

Dann kommt es zum ultimativen Showdown, der ARMAGGEDON-Partie

die definitiv eine Entscheidung bringt.

 

Die ARMAGGEDON-Partie funktioniert so:

Weiß bekommt 5 Minuten Bedenkzeit, Schwarz 4 Minuten.

Geht die Partie remis aus, hat Schwarz gewonnen.

Wer Weiß und wer Schwarz hat, wird ausgelost.

Ein Inkrement von 3 Sekunden gibt es erst ab dem 61. Zug.

 

 

 

Und hier ein Stenogramm der zwölf gespielten Langpartien:

In der ersten Partie hatte Caruana Weiß und eröffnete mit e2-e4. Carlsen antwortete mit c7-c5 und spielte eine scharfe Variante der sizilianischen Eröffnung. Doch Caruana war auf der Hut und ließ nichts anbrennen. Nach 7 Stunden endete die Partie im 115. Zug mit einem Remis.

 

Auch die zweite Partie endete remis. Carlsens Eröffnung mit d2-d4 führte zu einem abgelehnten Damengambit, wobei Caruana den Weltmeister mit einem selten gespielten Zug überraschte. In der Folge kam es dann zu einer ausgeglichenen Stellung, die in ein Remis mündete.

 

Nach einem spielfreien Tag endete die 3. Partie des WM-Kampfes im 49. Zug erneut remis. Wie in der ersten Partie begann die Partie mit der Zugfolge 1. e2-e4 c7-c5. Nach dem 6. Zug von Schwarz nahm die Partie jedoch einen Verlauf, der zu einem raschen Abtausch der Schwerfiguren führte. 

 

Und ein weiteres Unentschieden: In der 4. Partie hatte Carlsen wieder Weiß und wählte die Englische Eröffnung. Ein entscheidender Vorteil gegen Caruana gelang ihm jedoch erneut nicht: Nach 34 Zügen einigten sich die beiden auf Remis.

 

Die 5. Partie brachte erneut im 34. Zug ein weiteres Unentschieden. Wie in der 1. und 3. Partie führte Caruanas e2-e4 und Carlsens Entgegnung c7-c5 zur Rossolimo-Variante der Sizilianischen Verteidigung. Beide Spieler versuchten die Initiative zu erringen, aber keiner gewann entscheidenden Vorteil.

 

Auf Carlsens e4 in der 6. Partie entschied sich Caruana für die Russische Verteidigung und konterte geschickt die Angriffe des Weltmeisters. Längere Zeit sah es so aus, als würde Caruana diese Partie für sich entscheiden, doch verstand es Carlsen letztlich doch ein Remis zu halten.

 

In der 7. Partie, die sich nach 1. d4 über ein abgelehntes Damengambit entwickelte, kam es durch dreimalige Zugwiederholung zu einem erneuten Remis.

 

Die 8. Partie entwickelte sich wieder aus einer Sizilianischen Eröffnung, allerdings dieses Mal aus einem "Offenen Sizilianer", der selten gespielten Sweschnikow-Variante. Caruana zog über weite Strecken der Partie sehr schnell und spontan, während Carlsen bedächtig vorging. Im 38. Zug kam es wieder zum Remis.

 

In der 9. Partie wählte Carlsen mit Weiß die Englische Eröffnung, wie schon im 4. Partie. Aus der Eröffnung heraus erzielte er strategische Vorteile, spielte ziemlich schnell, während Caruana immer wieder lange überlegen musste und Carlsen einen großen Zeitvorsprung herausspielte, ohne diesen am Brett nutzen zu können. So musste er im 56. Zug doch ins 9.Remis einwilligen.

 

Nach einer spannenden und äußerst kampfstarken 10. Partie mit überraschenden Zügen trennten sich Weltmeister und Herausforderer im 56. Zug wieder remis. Caruana begann wie in allen bisherigen Weiß-Partien mit e4 und Carlsen antwortete auch wieder mit c5, wonach wie in der 8. Partie ein "Offener Sizilianer" entstand.

 

Die 11. Partie brachte wie schon in der 6. Partie die Russische Verteidigung aufs Brett, nachdem Carlsen mit 1. e4 eröffnet hatte. Auf die kurze Rochade von Caruana antwortete Carlsen mit der langen, so dass man auf eine spannende Partie hoffen durfte. Doch die Rivalen um den Titel spielten dieses Mal beide sehr schnell, mieden wohl das letzte Risiko und ab dem 20. Zug lief es wieder Richtung Remis, auch wenn Carlsen bis zum 53. Zug weiterspielte, weil er einen Mehrbauern hatte. Nach dem erneuten Unentschieden fällt die Entscheidung entweder am Montag in der letzten Partie oder es kommt tatsächlich zum Tiebreak.

 

JA, es kommt tatsächlich zum Tiebreak! Auch die 12. Partie, in der Caruana wieder Weiß hatte, endete mit einem Remis, das der Weltmeister dem Herausforderer im 31. Zug anbot. Caruanas Eröffnung 1. e4 beantwortete Carlsen wie gewohnt mit c5, ein offener Sizilianer war wieder die Folge.